Ich habe ja bereits in der Vergangenheit ĂŒber meine Erfahrungen mit meinem Chromebook berichtet. Bei einem Chromebook handelt es sich im Grunde genommen um einen normalen Laptop, auf dem ChromeOS zum Einsatz kommt. Dabei ist (glĂŒcklicherweise) das GerĂ€t nicht gesperrt, sodass man nach Aktivierung eines speziellen Entwickler-Modus z. b. auch eine Eingabeaufforderung benutzen kann, um an de System Ănderungen auszufĂŒhren. So lĂ€sst sich beispielsweise mit Crouton ein Linux installieren, dass gleichzeitig mit ChromeOS lĂ€uft und sich die Ressourcen (und den Kernel) mit ChromeOS teilt. Das funktioniert auch, wenn man vernachlĂ€ssigt, dass die Ressourcen dabei schnell sehr knapp werden können. Chromebooks sind, wie ich erwĂ€hnt habe, ja ânormaleâ Laptops, jedoch sind die Ressourcen recht begrenzt. So hat das klassische Chromebook eine SSD unter 20 GB und 2-4 GB Arbeitsspeicher. Komischerweise haben die GerĂ€te fĂŒr den europĂ€ischen Markt nahezu immer 2 GB RAM. Aufgrund der Ressourcenknappheit habe ich mich einmal dazu entschlossen, ein Linux klassisch auf der SSD zu installieren. Hier mein Erfahrungsbericht zu diesem Experiment. Vorweg, mein HP Chromebook 14 befindet sich im Entwicklermodus und erlaubt Legacy Boot, z. B. von WechseldatentrĂ€gern oder externen Laufwerken. Ansonsten lĂ€sst sich kein anderes Betriebssystem starten. An der Hardware habe ich keinerlei Ănderungen vorgenommen, um mir zu ermöglichen, wieder den Schritt zurĂŒck zu ChromeOS zu wagen.
Versuch #1 Manjaro 0.8.10 Ich habe als erstes Linux getestet, ob sich Manjaro installieren lÀsst. Leider scheint der Syslinux-Bootloader des Installationsmediums sich mit einem Hardwareparameter (ich nehme an, dass es der Arbeitsspeicher ist) nicht zu vertragen. Da man Syslinux schlecht debuggen kann und ich auch keinen Anhaltspunkt gefunden habe, woran das liegen könnte, habe ich Manjaro zunÀchst vertagt.
Versuch #2 Ubuntu 14.04 Im nĂ€chsten Versuch habe ich eine Ubuntu 14.04-DVD verwendet. Ich wĂŒrde lieber ein Arch-System nutzen, aber wie bereits erwĂ€hnt bootet dies nicht đ Die Installation lief problemlos, ohne Tricks lĂ€sst sich jedoch keine Parallelinstallation von ChromeOS und Ubuntu durchfĂŒhren. Ich möchte anmerken, dass dies bei 16 GB Platz auf der SSD auch wenig ratsam ist. Daher habe ich die Platte komplett fĂŒr Ubuntu verwendet und ganz normal den Bootloader auf die SSD geschrieben. Das funktioniert auch einwandfrei. Beim Starten des Chromebooks wird dieses aufgrund des aktivierten Entwicklermodus die Warnung ĂŒber die fehlende BetriebssytemĂŒberprĂŒfung anzeigen. Auf diesem Bildschirm sollte man die Kombination STRG+L wĂ€hlen, um das BIOS-MenĂŒ zu öffnen. Eine weitere Eingabe ist nicht notwendig! Vergisst man STRG+L zu wĂ€hlen, so wird sich das gewohnte Piepsen bemerkbar machen und das GerĂ€t wird meckern, dass ChromeOS (offensichtlich) fehlt oder beschĂ€digt ist.
Konfiguration notwendig Touchpad Nach dem Start wird man â wie gewohnt â vom Loginbildschirm begrĂŒĂt. Da fĂ€llt schnell auf, dass das Touchpad nicht funktioniert. Man benötigt hierfĂŒr einen Fix, der hier oder hier bezogen werden kann. Der Fix kann wie folgt installiert werden:
wget https://gist.githubusercontent.com/squarerootfury/149e1da5deec73df95f0/raw/bc8d675859615e026f1e3a32b4ee427105dab6fc/cros-haswell-modules.sh
chmod +x ./cros-haswell-modules.sh
sudo sh ./cros-haswell-modules.sh
Dieser Fix macht nichts anderes, als Patches, die eingereicht wurden und den Linux-Kernel um notwendige Chromebook-Treiber zu ergÀnzen, zu kompilieren und zu nutzen. Wem das zu kritisch ist, kann sich temporÀr mit einer Maus behelfen und auf Linux 3.17 warten. In dieser Kernelversion sollen die Chromebook-Patches eingepflegt werden, eine hÀndische Fehlerbehebung wird dann nicht mehr notwendig sein.
Wenn Du ein Update des Betriebssytems installierst kann es passieren, dass dein Touchpad nicht mehr funktioniert. Das liegt daran, dass die VerĂ€nderungen des Skripts fĂŒr einen neuen Linux-Kernel fehlen. Hier einfach das Skript erneut ausfĂŒhren und neu starten. Nach AusfĂŒhrung des Fixes sollte man nun noch eine Konfiguration vornehmen, da sonst die Empfindlichkeit des Touchpads viel zu gering ist.
sudo nano /usr/share/xorg.conf.d/50-cros-touchpad.conf
In diese neu erstellte Datei sollte man den auf https://wiki.archlinux.org/index.php/HP\_Chromebook\_14#Touchpad\_Configuration dargestellten Inhalt einfĂŒgen. Nach einem Neustart funktioniert das Touchpad auch.
Standby Auch der Standby lĂ€sst sich mit etwas Konfiguration zum Funktionieren bewegen. Auf dieser Seite einfach die Punkte des Abschnitts âSolve Issues with suspendâ befolgen. Nach einem Neustart funktioniert nun auch der Standby.
Tastaturlayout Per Standard sind die oberen Tasten als Sondertasten belegt. Ergo hat man keine F-Tasten. Wenn man in das TTY-Terminal wechseln will, muss man das Tastaturlayout bearbeiten!
Hardware funktioniert ĂŒberraschend gut Ăberraschenderweise funktioniert ein GroĂteil der Hardware ohne Probleme, wenn man die notwendigen Fehlerbehebungen fĂŒr das Touchpad ausklammert. Was funktioniert:â Sondertasten (Lauter, Leiser, Bildschirmhelligkeit hoch, Bildschirmhelligkeit runter)
- Webcam (ohne jegliche Anpassung!)
- Mikro
- Soundausgabe
- Bluetooth
- USB
- Standby (Nach Konfiguration)
- Touchpad (Nach Konfiguration)
- SD-Kartenleser
- ..eigentlich alles
Ressourcen beachten! An und fĂŒr sich lĂ€uft Ubuntu auf dem Chromebook recht stabil. Bei Unity zeigte sich ein Bug, bei dem das HUD den Tastatur- und Mausfokus nicht erhalten hat. Somit ist die OberflĂ€che an und fĂŒr sich recht nutzlos gewesen. Daher habe ich anschlieĂend GNOME getestet, der jedoch fĂŒr meine VerhĂ€ltnisse einfach zu viel Arbeitsspeicher in Anspruch nimmt. Daher habe ich aktuell MATE in Verwendung, dass deutlich wengier Arbeitsspeicher verbraucht. Man muss immer beachten, dass das Chromebook wenig RAM hat. Ăberraschenderweise laufen sogar Effekte von GNOME 3 oder Unity ohne wirkliche Ruckler. Man sollte es sich jedoch zwei mal ĂŒberlegen, ob man nicht eine leichtgewichtigere OberflĂ€che nimmt. Ein Vergleich: â GNOME 3 â 1,1 GB vebraucht (im Leerlauf)
- MATE â MB vebraucht (im Leerlauf)Der Festplattenspeicher ist recht beengt. Man kann natĂŒrlich eine neue SSD einbauen, aber man kann auch eine SD-Karte nutzen. Ich persönlich empfehle, möglichst nicht hardwaretechnisch am Chromebook Hand anzulegen. Handelt man ungeschickt, macht man sich das Chromebook kaputt.
- Akkulaufzeit niedriger als normal Es zeigte sich, dass sich die Akkulaufzeit verschlechtert, wenn man auf dem Chromebook Ubuntu verwendet. Je nach Verwendungszweck und der verwendeten OberflÀche ist die Akkulaufzeit unterschiedlich. Bei GNOME 3 hatte das Chromebook eine Akkulaufzeit von 4 h, was mMn zu wenig ist. Mit MATE habe ich hochgerechnet eine Akkulaufzeit von ~ 6h, ein Praxistest steht noch aus.
- Temperatur leicht höher als unter ChromeOS Die Temperatur pendelt sich meist bei rund 44 °C ein.
- Fazit â Was bringts? Die Installation von Ubuntu macht nur dann Sinn, wenn man das Chromebook als gĂŒnstigen Linux-Laptop ansieht und fĂŒr ein voll nutzbares Linux alle Ressourcen des Systems nutzen möchte. Alle diejenigen, die mit ChromeOS auch klarkommen, sollten hingegen Crouton benutzen. Wem die SpeicherkapazitĂ€t der SSD zu gering ist, kann auch eine gröĂere SSD einbauen. Das erfordert aber ein gröĂeres handwerkliches Talent, auĂerdem kann man damit das Chromebook schrotten. Ansonsten kann man auch eine SD-Karte einsetzen, da das Chromebook ja einen SD-Kartenleser besitzt. FĂŒr jemanden, der z. B. wie ich nahezu nur einen Browser, Texteditor und ein funktionsfĂ€higes Linux benötigt ist das Chromebook mit Ubuntu durchaus eine Idee. Aber man sollte sich im klaren sein, dass man auch mit den begrenzten Ressourcen haushalten muss, die sonst schnell zur Neige gehen. Daher lautet meine Empfehlung: Unity, GNOME und KDE nicht nutzen, dafĂŒr auf XFCE, LXDE, MATE, E17, OpenBox, FluxBox, IceWM und Co. setzen. Das spart Ressourcen und verlĂ€ngert die Akkulaufzeit. Ăbrigens: FĂŒr ein kleines Spiel, z. B. LIMBO oder Reus reicht die Hardware aus, obwohl sich der CPU-LĂŒfter lautstark bemerkbar macht. > Dies ist ein Erfahrungsbericht. Ich habe meine Erfahrungen mit diesem Thema hier abgebildet. Toll wenn ich Dir damit helfen konnte. Ich kann natĂŒrlich nicht garantieren, dass dies zu 100 % ĂŒberall funktioniert. Befolgen der Schritte auf eigene Gefahr!Ubuntu-Logo: http://design.ubuntu.com/downloads?metadata=element-logo+brand-ubuntu