Murks des Tages: Cryptomining im Browser als Alternative zur Werbung

Post at — Oct 24, 2017

Aktuell schießen Anbieter wie Pilze aus dem Boden, um die neuste Alternative zur Werbung auf Webseiten anzupreisen: Cryptomining. 

Dies ist ein Kommentar. Read with caution.

Klar, man muss die Websitebetreiber verstehen, kenne ich ja auch nicht anders: Man sucht immer nach Einnahmequellen. Werbung wird geblockt und Spenden laufen eher mäßig. Da kommt eine (zugegeben wirklich mal neue) Idee zur Finanzierung gerade recht. Aber:

Das Thema war schon vorher verbrannt

Wenn ich mich richtig erinnere, waren die ersten, die das gemacht haben, irgendwelche Schadprogramme (in gekaperten Browser-Plugins). Damit stellt sich die Frage, ob solche Dienste bei den Besuchern Akzeptanz finden können.

Aber es wird noch besser: Aufgrund der Tatsache, dass einige Anbieter (zu Beginn) keinen Opt-In angeboten haben, ist das Thema direkt in ein negatives Licht gerückt. Es wäre wenig verwunderlich, wenn z. B. Suchmaschinen die Verwendung solcher Dienste früher oder später mit einem Downrank belohnen. Es kann einfach nicht sein, dass ein Websitebetreiber die CPU dafür missbraucht, Cryptowährungen zu schürfen, ohne vom Besucher vorher die explizite Erlaubnis dafür zu bekommen.

Klar, inzwischen wird von vielen dieser Anbieter zuerst einmal ein Popup eingeblendet, dass nach Erlaubnis frägt. Aber das Kind ist bereits in den Brunnen gefallen. Und möchte ich als Benutzer (in Europa) noch mehr Popups wegklicken? Wir werden doch schon alle von dem EU-Cookie-Law gequält…

Datenschutz und Sicherheit

Schon bei den Anbietern von Werbung gibt es das Problem, dass der Besucher verfolgt werden kann. Das wird auch bei Mining-Anbietern nicht anders sein, da auch hier Skripte in den Quelltext eingebettet werden müssen. Damit weiß der Cryptomining-Anbieter auch, auf welchen Webseiten ein einzelner Besucher unterwegs ist. Außerdem kommen zu den üblichen Tracking-Variablen (Betriebssystem, Browser etc.) jetzt auch noch ausführliche Leistungsparameter zum benutzten System dazu!

Wie sicherheitskritisch sich diese eingebetteten Skripte verhalten, wird sich zeigen.

Zerstören der UX

Wenn ich auf einer Seite mich über irgendwelche Themen informieren möchte und währenddessen meine CPU anfängt zu glühen, ist die Benutzererfahrung ziemlich schnell hinüber. Irgendwann ist der Browser dann so lahm, dass man die Seite am besten nur noch verlassen möchte. Und im Extremfall bringt man den Browser zum Absturz, wenn man die letzten paar Ressourcen bei schwachen Systemen fürs Schürfen missbraucht.

So. Genug Rant für heute.

Update:

Wie Thomas in den Kommentaren richtig angemerkt hat: Zu dem ganzen Thema kommt auch noch der zusätzliche Energiebedarf hinzu. Und Strom kostet ja Geld.